Wintercamp mit Borkenkäfer

Seit knapp drei Jahren sind wir stolze Besitzer eines großzügigen Freizeitgrundstücks: Ein langgezogener Weiher umgeben von einem kleinen Wäldchen, dazu eine schöne Rasen- und Gartenfläche und das mitten zwischen Feldern. Dort haben wir schon viel wunderbare Outdoorzeit verbracht und im letzten Jahr war dieses Stück Land natürlich ein Paradies und Fluchtpunkt für uns, der mit Gold nicht aufzuwiegen wäre.

Leider teilt der Borkenkäfer unsere Liebe zu unserem Grundstück und holt sich jedes Jahr einige schöne Fichten. Diesen Hebst haben wir die Lage beobachtet und können identifizieren, welche Bäume aktuell befallen sind, wo also die Käfer überwintern. Mit diesem Wissen können wir hoffentlich den schrittweisen Tod unser Fichten vielleicht nicht ganz verhindern, aber doch deutlich hinauszögern.

Soweit die Theorie. In der Praxis heißt das erstmal Arbeit, Arbeit, Arbeit. Die betreffenden Bäume müssen gefällt und zerkleinert werden, die Stämme entrindet und die Rinde verbrannt werden.

Und das unter erschwerten Bedingungen: zwei große Kinder, die zwar schon auch mal kräftig mit anpacken können, aber natürlich nicht die Kraft eines Erwachsenen aufbringen können, ein Baby, das die meiste Zeit die Aufmerksamkeit eines Erwachsenen braucht und Kontaktbeschränkungen, die die Unterstützung von maximal einer haushaltsfremden Person erlauben.

Eine wahre Herausforderung!

Gut die Hälfte der notwendigen Bäume sind bereits gefällt und warten auf die weitere Verarbeitung.

Das Wochenende verspricht eisig kalt zu werden, das ganze Land ist schneebedeckt, was liegt da näher, als das Abenteuerliche mit dem Notwendigen zu verbinden und einen Campingausflug zu wagen (und nein, das ist nicht ironisch gemeint!)?

Die Nacht ist mit -9°C noch ein gutes Stück kälter angekündigt als die Silvesternacht, daher ist diesmal auch der Zeltofen mit im Gepäck. Mit Kindern und Ofen im Zelt bin ich normalerweise immer etwas nervös, zu schnell kann eine unbedachte Bewegung zu schweren Verbrennungen führen. Aber auf dem Grundstück haben wir einen Heimvorteil in Form von dutzenden Pflastersteinen, die dort noch ungenutzt lagern. Wir „mauern“ diesmal also den Ofen kurzerhand ein, das schützt vor versehentlicher Berührung und zusätzlich speichern die Steine die Wärme und sorgen für gleichmäßige Heizwirkung über Nacht.

Das Zelt ist schnell aufgebaut, der Ofen installiert, zusätzlich sorgen Felle für Wärme und Gemütlichkeit. Dann kann die Arbeit losgehen – so viel wir eben schaffen, und das ist über die zwei Tage frustrierend wenig.

Die Kinder gehen währenddessen Schlittschuh laufen auf dem zugefrorenen Weiher. Jaaku räumt mit einem Schneeschieber eine Fläche frei, dann wagen die Beiden sich vorsichtis aufs Eis. Das letzte Mal auf Schlittschuhen ist schon zwei Jahre her, aber nach ersten zaghaften Gehversuchen kehrt die Sicherheit schnell zurück und bald schon drehen sie souverän ihre Runden. Vorsicht ist allerdings dennoch von nöten, denn die Eisfläche ist alles andere als eben. Das liegt daran, dass der Weiher nicht in Ruhe zufrieren durfte, sondern das Eis bei jedem unserer Besuche in den letzten Wochen mit Begeisterung vom Floß aus in kleinste Stücke zerbrochen wurde…

Baby Mattis ist natürlich mit von der Partie. Er wird – zu seiner großen Freude – in ein Kajak gesetzt und übers Eis gezogen… was für ein Spaß.

Abends gibt es zur Stärkung leckeres Schichtfleisch aus dem Dutch Oven, über das alle hungrig herfallen.

Unterdessen ist es dunkel geworden, wir heizen den Zeltofen an und machen – eingekuschelt in Decken und Felle – einen Familienfilmabend (moderne Technik machts möglich).

Der Ofen und die Steine halten das Zelt die ganze Nacht über schön warm (wir legen nur 2 oder 3mal nach) und wir schlafen gut. Das Einschlafen allerdings fällt den Kindern schwer, anders als sonst (wo die nahe Autobahn das meiste übertönt) hört man heute viele nächtliche Geräusche, Rascheln, leises Knacken, gedämpfte Schritte, einmal sogar ein leises Tapsen direkt an der Zeltwand – unheimlich ist das für die Beiden. Heute Nacht scheinen viele Tiere auf unserem Grundstück unterwegs zu sein!

Und tasächlich finden wir am nächsten Morgen allerlei Spuren im frischen Schnee. Die Fährte eines Hasen können wir erkennen, ein Fuchs scheint mehrfach über den See gelaufen zu sein, vielerlei weitere Abdrücke können wir nicht genau zuordnen. Mäuse vielleicht? Oder Wiesel? Ein Igel? Wir wissen es nicht genau…

Nach dem Frühstück machen wir uns erneut an die Arbeit. Stämme schleppen und entrinden, Holz Hacken und Stapeln. Die Kinder helfen tatkräftig mit, aber der Spaß darf dabei natürlich auch nicht zu kurz kommen. Bald zieht es die beiden samt ihrem kleinen Bruder wieder auf den Weiher. Mattis bekommt einen Hockeyschläger in die Hand gedrückt und es entwickelt sich ein eigenwilliges Spiel, das man als „Kanuhockey“ bezeichnen könnte. Tatsächlich scheint das Regelwerk allerdings eher Ähnlichkeit mit Calvinball zu haben (für alle, denen Calvin&Hobbes ein Begriff ist)…

Allzu schnell vergeht der Tag und bald ist es leider auch schon wieder Zeit, unsere Sachen zu packen und nach Hause zu fahren.

Hoffentlich beitet der Winter noch die Gelegenheit für den einen oder anderen weiteren Campingausflug – die Arbeit geht uns zumindest so bald nicht aus!

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