Hossa! Was erstmal klingt wie ein spanischer Schlachtruf ist tatsächlich ein 2017 neu eröffneter finnischer Nationalpark nahe der russischen Grenze – und unser diesjähriges Urlaubsziel.
Nach zwei sehr abenteuerlichen Grönlandurlauben sind wir dieses Jahr gezwungen, deutlich kleinere Brötchen zu backen. Denn: Ende des Jahres erwarten wir nochmal Nachwuchs und daher wollen wir uns diesmal nicht allzu fernab der Zivilisation bewegen. Also soll es wieder mal ein finnischer Nationalpark werden. „Outdoor Deluxe“ sozusagen, denn die finnischen Nationalparks warten mit einer tollen Infrastruktur aus einfachen Biwakplätzen auf, jeder ausgestattet mit einem Kompostklo, einer Feuerstelle, trockenem Brennholz samt Axt und ein paar ebenen Zeltplätzen, oft noch ergänzt durch eine einfache Sitzgelegenheit und einen offenen Lean-To-Shelter.
Mitte August packen wir also unsere Sachen und fliegen via Helsinki nach Kuusamo, von

wo aus es am nächsten Tag mit dem Bus weiter in den Nationalpark geht. Vom zentralen Zeltplatz aus sind es dann nochmal gut 20 km auf unbefestigter Schotterpiste bis zu unserem geplanten Einsetzpunkt am langgestreckten See Somer. Beide Taxis, die in der Gegend verkehren, sind leider unterwegs und als wir noch beratschlagen, was wir jetzt machen, bietet uns ein junger Mann, der im Nationalpark arbeitet, an, uns eben hochzufahren – er müsse sowieso in die Richtung. Dieses Angebot nehmen wir natürlich gerne an und so sind wir kurz darauf schon unterwegs.
Das Wetter ist leider sehr durchwachsen (wie offenbar bereits den ganzen Sommer über). Der Himmel ist grau, es ist recht kühl und immer wieder beginnt es zu regnen. Mal sehen, was die nächsten drei Wochen bringen.
An der Einsetzstelle angekommen bauen wir unsere kleine, inzwischen auf drei Packrafts angewachsene Flotte auf, beladen die Boote und dann kann es losgehen. Ein kurzer, mäandernder Flußlauf bringt uns zum See Somer, wo wir uns nach Westen wenden und bis zum Ende des schmalen, langgestreckten Sees paddeln. Kurz nach dem Ablegen beginnt es zu regnen. Diesmal kein kurzer Schauer, sondern ein langanhaltender Wolkenbruch, der alles durchnässt. Kein schöner Auftakt! Und so sind

wir heilfroh, als wir nach gut 5km die kleine Hütte Someronsalmi erreichen. In der offenen Feuerstelle liegt schon anzündfertiges Feuerholz gestapelt und bald brennt ein schönes Feuer, was uns wieder aufwärmt und unsere nassen Sachen trocknet.
Wenig später kommt dann auch wieder die Sonne zum Vorschein und so wird es dann doch noch ein schöner Nachmittag mit Paddelübungen auf dem See und einer kleinen Wanderung zur Erkundung der Gegend.
Am späteren Nachmittag bekommen wir dann noch Gesellschaft: der Erbauer dieser

Hütte kommt mit einer Freundin vorbei und zeigt uns Bilder vom Bau der Hütte. Und er hat auch allen Grund, stolz zu sein auf sein Werk, ist die Hütte doch mit allerlei liebevollen Details ausgestattet.
Wir überlegen sogar, auf den Bänken ums Feuer in der Hütte zu schlafen, wegen der allgegenwärtigen Mäuse sehen wir aber doch davon ab uns bauen auf der Anhöhe hinter der Hütte unser Zelt auf, wo uns abends sogar noch ein neugieriges Rentier besucht.
Der nächste Morgen beginnt wieder trübe und grau. Wir packen unsere Sachen, hacken nochmal Holz umd die Feuerstelle so zu hinterlassen, wie wir sie vorgefunden hatten, dann stechen wir in See. Die Kinder müssen sich noch daran gewöhnen, gemeinsam in einem Boot zu paddeln, statt Teamarbeit herrschen noch Machtkämpfe vor. Das Vorankommen ist dementsprechend langsam. Die Motivationslage ändert sich erst, als der Himmel sich bedrohlich verdüstert und in der Ferne erstes Donnergrollen zu hören ist. Plötzlich ist eine konstruktive Zusammenarbeit doch möglich und pfeilschnell (okay, vielleich nicht pfeilschnell, aber zumindest mit einer für ein Packraft beeindruckenden Geschwindigket) fliegt unser gelber Zweier voran. Gerade noch rechtzeitig vor dem heftigen Gewitterplatzregen erreichen wir den nächsten Lean-To-Shelter.

Hier machen wir erst einmal eine verlängerte Mittagspause und kochen Nudeln während wir darauf warten, dass das Wetter sich beruhigt. Dann fahren wir weiter den See entlang an dessen Ende eine Felswand mit eiszeitlichen Malereien steil aufragt. Im Gegensatz zu anderen bemalten Felsen, an denen wir auf unseren diversen Finnlandtouren schon vorbeigekommen sind, sind hier die in roter Farbe gemalten Bilder von Menschen und Rentieren noch deutlich zu erkennen. Auf mindestens 3500 Jahre werden die Zeichnungen geschätzt – möglicherweise älter. Beeindruckend!
Bis zu unserem heutigen Ziel, dem Lean-to-Shelter Ala-Ölkky, ist es jetzt nicht mehr weit. Aber lang! Denn erst müssen wir an einer, aufgrund des niedrigen Wasserstands unpassierbaren, Brücke vorbei. Das unbepackte gelbe Boot umtragen die Kinder auf einem kleinen Trampelpfad durchs Blaubeergestrüpp. Für die beiden Gepäckboote ist Lars zuständig, der die Boote mühsam über die großen Steine unter der Brücke hindurch und bis zum Ende der flachen Fließstrecke zieht und zerrt. Ich bin diesmal außen vor, gehe zu Fuß zur anderen Seite und darf warten, bis mein Gefährt einstiegsfertig vor mir liegt – schwanger sein hat auch seine komfortablen Seiten… vorerst!
Es folgt ein kleiner See – und dann die nächste Fließstrecke. Flach und steinig. Zwischendrin ein querliegender Baum. Mehrere hundert Meter lang. Puh!
Meter um Meter kämpfen wir uns voran, ruckeln und rutschen über die Steine, steigen

aus, ziehen ein Stück, sobald das Wasser ein wenig tiefer ist versuchen wir wieder ein stück zu fahren, meist nicht mehr als einen oder zwei Meter, dann geht das Spiel von vorne los. Hier wird uns nichts geschenkt! Einzig unsere leichten Kinder im unbeladenen Boot kommen dank geringem Tiefgang gut voran. Johlend ziehen sie an uns vorbei und wir müssen sie ermahnen, zumindest in Sichtweite zu bleiben. Aber irgendwann ist auch für die beiden Schluß, als der Fluß zwischen großen Steinen fast vollständig verschwindet. Erschöpft vom vielen Ruckeln, Aufstehen, hinsetzen und vorsichtig über rutschige Steine balancieren strecke ich die Segel und lasse die Jungs die Arbeit machen.
Irgendwann ist auch das geschafft, das Wasser wird wieder tiefer und vollkommen ruhig und ein paar Biegungen weiter haben wir unser Ziel erreicht. Die Grillwürstchen haben wir uns heute wirklich verdient!
Es ist nach wie vor trübe und kalt und immer wieder beginnt es, leicht zu regnen. Badewetter beschließt Jaaku und setzt seinen Plan gleich in die Tat um. Naja, wer’s mag… Wir jedenfalls ziehen es vor am warmen Feuer zu sitzen.

Für den nächsten Tag haben wir uns eine Wanderung entlang des Schluchtsees Julma-Ölkky vorgenommen. Bis zu 50m fallen hier die Felswände steil zum Wasser hin ab. Wir überlegen sogar, die Packrafts mitzunehmen um den See sowohl vom Land als auch vom Wasser aus zu erleben – das Wetter am nächsten Morgen jedoch reduziert unsere Lust auf noch mehr Wasser deutlich. Wir beschließen also, uns nur zu Fuß auf den Weg zu machen. Es folgt eine landschaftlich wunderschöne Wanderung im Dauerregen. Ach wäre das Wetter doch besser, hier könnte man einen langen Tag verbringen!
Aber so sind wir schon am Nachmittag wieder zurück am Lager, die triefende Nässe und

Kälte lädt nicht zum Verweilen ein.
Diesmal gehen beide Kinder schwimmen. Und obwohl wir das Temperaturempfinden unserer Jungs zur Genüge kennen, sind wir doch erstaunt, wie lage die beiden im Wasser herumtollen, ehe sie dann doch irgendwann ans warme Lagerfeuer flüchten.
Und zum Abendessen mache ich nutellagefüllte Buchteln, das hebt die Laune nach drei Regentagen!
Glückwunsch und alles Gute für Nr. 3!
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Dankeschön 🙂
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