Ein weiteres Mal wachen wir am nächsten Morgen auf mit dem Geräusch von Regentropfen, die gleichmäßig auf die Zeltwände prasseln. Und zumindest bei uns Erwachsenen macht sich so langsam Frust breit über das untypisch nasse und kalte Wetter, das uns in den vergangenen zwei Wochen schon so manchen Strich durch die Rechnung gemacht hat.Den kompletten Vormittag verbringen wir im Zelt, aber gegen Mittag fällt uns drinnen dann doch so sehr die Decke auf den Kopf, das wir einen kleinen Ausflug wagen. Nur schemenhaft ragen die Eisberge des nahen Eisfjords aus dem Nebel, es regnet unvermindert weiter und ein eisiger Wind sorgt dafür, dass wir in Bewegung bleiben. Wir laufen zur Küste, den Blick immer aufs Meer gerichtet, und gerade als ich mir denke: „jetzt könnten wir doch endlich mal Glück haben und Wale sehen“ hebt sich auf einmal eine riesige Form vor uns aus dem Wasser, mittig zwischen dem Ufer und den nächsten Eisbergen. Und nicht nur ein Rücken ist zu sehen. Nein, ehe ich noch begreife, was ich da gerade sehe, hebt sich der gesamte Körper eines stattlichen Buckelwals hoch aus dem Meer und klatscht mit einem gewaltigen Platscher zurück auf die Wasseroberfläche. Ich bin sprachlos vor Staunen und Begeisterung. Wow, das hätte ich nicht erwartet, und auch noch vor dieser gewaltigen Kulisse! Die anderen haben das Schauspiel leider verpasst, aber schon bald sehen wir die nächsten Wale auftauchen. Immer wieder entdecken wir jetzt Rücken, die gemächlich aus dem Wasser auf- und wieder abtauchen. Drei, vier Mal in Folge meistens, dann folgt eine steilere Bewegung, die Schwanzflosse taucht aus dem Wasser und der Wal verschwindet für einige Minuten, bevor das Schauspiel von vorne beginnt. Hier und da hören wir ein lautes Prusten und Zischen und der Blas steigt als feiner Wassernebel auf und hält sich sekundenlang in der Luft.

Kälte und Regen sind mit einem Mal vergessen und wir können uns nicht losreißen. Mindestens 8 verschiedene Buckelwale können wir identifizieren, die hier allein oder in Gruppen zu zwei oder drei Tieren ihre Bahnen ziehen. Ein paar weitere Sprünge können wir sogar noch beobachten, leider bin ich immer ein Stück zu langsam mit der Kamera…
Irgendwann taucht ein Boot auf, das zwei der Wale langsam verfolgt. Keine Walfänger allerdings, sondern offenbar eine Whale Watching Tour. Richtig nahe kommt das Boot den Tieren, die davon möglicherweise nicht so begeistert sind. Jedenfalls sehen wir plötzlich, wie das Boot hektisch beginnt zu manövrieren und kurz darauf springt einer der Wale genau dort aus dem Wasser, wo kurz vorher das Boot gewesen war.
Nass, durchgefroren aber sehr zufrieden kehren wir irgendwann zum Zelt zurück. Und selbst aus dem Zelt heraus können wir die Wale noch in der Ferne beobachten.
Und abends klart es dann sogar noch auf…