Grönland (5) – Wandertag

Am nächsten Morgen empfängt uns weder Wind noch Regen. Nein, statt dessen schneit es. Aber nur leicht. Und der Schnee bleibt auch nicht liegen. Kein Grund im Zelt zu bleiben!Heute wollen wir wandern gehen. Genauer: wir wollen den benachbarten Berg

besteigen, den Kingittoq, auf unserer Karte mit eine Höhe von 317m angegeben. Ein Weg hinauf ist nicht eingezeichnet – aber auch eingezeichnete Wege existieren hier (wie wir aus jahrelanger Erfahrung wissen) nicht immer. Mal sehen, wie weit wir diesmal kommen.

Mit dem Aufbruch haben wir allerdings keine Eile. Erst einmal wird in Ruhe gefrühstückt und dann verbringen die Kinder noch geraume Zeit damit, Federn und andere Fundstücke im Bach bei unserem Lager schwimmen zu lassen.

Wir packen genügend Snacks als Proviant ein, dazu Kocher und Topf um an einer

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Wir suchen unbewachsene Inseln, auf denen das Fortkommen einfacher ist

schönen Stelle unterwegs zu kochen. Dann geht es los. Der bucklige Untergrund, bewachsen mit allerlei niedrigem Gestrüpp und tiefen, weichen Moosen zwischen denen sich immer wieder Löcher und Steine verbergen, macht das Fortkommen unerwartet schwierig. Wir suchen gezielt unbewachsene „Inseln“, die mit einem hellgrauen, fast wie Beton wirkenden Material bedeckt sind. Diese bieten einen harten Untergrund, auf dem man schnell vorankommt. Bald erreichen wir die erste Steilstufe. Im Windschutz der Felswand wachsen hüfthohe Sträucher, durch die wir uns in Serpentinen einen Weg bahnen – wie offenbar zahllose Moschusochsen vor uns, denn immer wieder finden wir große Büschel langen, seidigen Haars. Die Tiere selber bekommen wir aber diesmal nicht zu Gesicht. Überhaupt sehen wir auf der gesamten Tour erstaunlich wenig Tiere (was sich bereits ein paar Tage später mit einem Paukenschlag ändern soll). Dann haben wir den kleinen Pass erreicht zwischen „unserem“ Berg auf der Fjordseite und dem etwas höheren Massiv auf der Landseite. Noch immer sieht der Berg gut bezwingbar aus. Über flache bewachsene Felsbänder arbeiten wir uns stückweise höher. Von oben sehen alle Kanten gleich aus, allzu leicht kann man den Weg verlieren. Deshalb markieren wir wichtige Punkte für den Rückweg mit kleinen Steinmännchen.

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Stück für Stück arbeiten wir uns weiter bergauf

Immer neue kleine Plateaus erreichen wir und jedes Mal, wenn wir denken, wir sind fast oben, erhebt sich eine neue flache Anhöhe vor uns. Die Vegetation wird immer spärlicher und weicht irgendwann nacktem, nur noch von dunklen Flechten bewachsenem Fels. Dann endlich sind wir oben. Was für ein Blick! Deutlich sieht man, wo der Durchbruch zwischen Ilulissat Eisfjord und unserem Fjordsystem ist. Man überblickt den Eisfjord und die Berge in die eine Richtung, bis hin zum weiß strahlenden Inlandeis. Das offene Meer der Diskobucht und in der Ferne die Silhouette der Diskoinsel liegen in der andere Richtung. Lange genießen wie die Aussicht, bis es uns irgendwann oben zu kalt und zu zugig wird.

Auf dem Rückweg sind wir ein ums andere Mal richtig froh, dass wir uns die Mühe mit

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Durchbruch zwischen Eisfjord und unserem Fjordsystem

den Steinmännchen gemacht hatten, der Abstieg wäre sonst um einiges mühsamer ausgefallen.

Im Schutz eines Felsbands auf halber Höhe kochen wir Nudeln zum Mittagessen – dem Gas merkt man dabei deutlich an, dass es kalt ist hier oben: es brennt sehr schlecht, wir müssen den Kocher voll aufdrehen und die Nudeln brauchen sehr lange um gar zu werden. Ungewöhnlich eigentlich, denn normalerweise bekommt man hier geeignetere Gasmischungen. Aber diesmal hatte wir auch in ganz Ilulissat suchen müssen, bis wir überhaupt noch ein Geschäft gefunden hatte, das Gaskartuschen vorrätig hat.

Gut gestärkt geht es dann zurück zu unserem Lager. Und gegen Abend kommt dann sogar noch die Sonne heraus und taucht die ganze Landschaft in ein unwirkliches oranges Licht.

 

 

2 Gedanken zu “Grönland (5) – Wandertag

  1. Hi, ich finde richtig toll, dass ihr einen solchen Abenteuerurlaub einfach mit euren Kindern macht! Ich war noch nie in Grönland und finde die Landschaft beeindruckend! Das habt ihr auch gut auf den Fotos eingefangen❣️

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