Grönland(2) – Endlich Eis!

Der nächste Morgen beginnt erneut sonnig, der Regen ist, naja, nicht WIE weggeblasen sondern tatächlich weggeblasen – und es bläst unvermindert weiter. Wieder suchen wir und fürs Frühstück ein notdürftig windgeschütztes Plätzchen und nutzen ansonsten die Umstände, um unsere nassen Sachen zu trocknen.

Ohne Eile packen wir dann zusammen und setzen unseren langsamen, mühsamen Trek

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zur kleinen Passhöhe

fort. Der Weg ist heute deutlich besser zu gehen, den Sumpf haben wir hinter uns gelassen, dementsprechend gut kommen wir voran. Wir erreichen einen kleinen Pass zwischen zwei Anhöhen (hier lassen wir wieder einen Teil unseres Gepäcks zurück), dann führt uns unser Weg über eine weite Ebene, auf de zum Glück nur wenige sumpfige Stellen und breite Rinnsale zu überwinden sind. Aber dem beständig blasenden Wind sind wir hier völlig ungeschützt ausgesetzt – selbst eine kurze Verschnaufpause wird uns verleidet.  Eine Rast machen wir erst, als wir den großen See Tasiusaq Alleq erreichen und auch hier bietet erst einmal ein nur etwa 0,5m aufragender Felsrücken den einzigen Windschutz. Ich bin trotzdem – und trotz der beiden vorangegangenen Nächte – voller Energie und biete an, das restliche Gepäck nachzuholen. Niklas begleitet mich und springt unablässig erzählend neben mir her – er genießt es sichtbar, einmal meine ungeteilte Aufmerksamkeit zu haben, etwas, was im turbulenten Familienalltag leider oft zu kurz kommt.

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…die Trockenanzüge angezogen

Als wir zurück bei den anderen beiden sind, beratschlagen wir erst einmal, was jetzt zu tun ist. Unser ursprünglicher Plan sah vor, erst einmal den See entlang zu paddeln – genau gegen den Wind – bis dieser über einen kleinen Bach in den Eisfjord mündet. Aber daran ist jetzt nicht zu denken, selbst für eine einfache Querung ist der Wind gerade viel zu stark. Außerdem können wir es kaum erwarten, wieder Eis zu sehen, zwischen Eisbergen zu paddeln, wir beschließen also, auf dem kürzesten Weg zum Fjord weiterzuziehen – aber auch dafür müssen wir über den See!

Laut Wetterbericht soll der Wind gegen Nachmittag abflauen. Vielleicht haben wir ja doch noch Glück! Aber erst einmal müssen wir aus dem Wind raus. Etwas nördlich verspricht eine kleine Felswand zumindest etwas Schutz und so ziehen wir um und kochen dann unser Mittagessen, während wir darauf warten, dass der Wind endlich nachlässt. Und tatsächlich: irgendwann ist es so weit, dass wir die Überfahrt angehen wollen. Wir machen also die Boote fertig, ziehen die Trockenanzüge an und stechen in See. Inzwischen ist es leider so ruhig geworden, dass sich auch die Fliegen wieder in herauswagen und so sind wieder einmal Kopfnetze angesagt.

Am anderen Ufer angekommen behalten wir die Trockenanzüge erst einmal an. Über einen Felsrücken erreichen wir einen weiteren kleinen Pass und von dort sehen wir endlich den Fjord mit seinen Eisbergen! Ein paar verlassene Boote liegen am Strand der weiten Bucht, ansonsten erstreckt sich der Tasiusaq-Fjord endlos und menschenleer in die Ferne, steil und unnahbar seine Ufer. Ein großartiger Anblick, dessen wir nicht überdrüssig werden!

Wir steigen zu Meer hin ab und schlagen etwa 20m oberhalb des Wassers bei einem verfallenen Schuppen unser Zelt auf. Jetzt ist erst einmal Ankommen angesagt und Akklimatisieren. Denn nach der langen, anstrengenden Anreise und dem wenig freundlichen Wetter, das uns hier willkommen geheißen hat, brauchen wir erst einmal etwas Zeit.

 

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