Heute zur Abwechslung mal wieder eine aktuelle Tour: das Wochenende schrie ja geradezu danach, paddeltechnisch genutzt zu werden und da es ja leider fraglich ist, inwieweit in Zukunft das Paddeln auf der Isar noch erlaubt sein wird, fiel die Wahl auf unseren „Hausfluss“. Die Strecke zwischen Obergries und Wolfratshausen waren wir schon lange nicht mehr gefahren und so wird uns erst auf der Tour wieder bewusst, was für ein Juwel wir da direkt vor unser Haustür haben. Glasklares, türkisblaues Wasser, saubere Kiesbänke, Bergpanorama, dazu strahlender Sonnenschein – und als Krönung haben wir den Fluß heute fast ganz für uns alleine: ein einzelnes Raftingboot treffen wir vor Bad Tölz und später eine Vierergruppe Kajakfahrer. So viel Einsamkeit ist selten im überfüllten süddeutschen Raum.

Wir nehmen morgens die BOB (für Nicht-Bayern: die Bayrische Oberlandbahn) nach Obergries und bauen auf der Kiesbank direkt an der Brücke die Boote auf. Die Luft ist zwar noch fast sommerlich warm, nicht aber das Wasser und so fällt die Kleidungswahl wieder auf die Trockenanzüge (da sind wir inzwischen richtige Fans von!).
Flott trägt uns die Strömung voran, kleine Stromschnellen und Kiesbanküberläufe wechseln sich ab mit ruhigeren Abschnitten und die ersten sechs Kilometer bis Bad Tölz legen wir fast unbemerkt zurück, dann ist allerdings arbeiten angesagt: etwa zwei Kilometer lang ist der Rückstau des Wehres von Bad Tölz, aber auch dieser Teil ist landschaftlich sehr lohnend.

Das Umsetzen am Wehr wird durch SChienen erleichtert, die wir mit den Packrafts natürlich nicht brauchen… dachten wir zumindest, aber die Kinder sind da anderer Meinung.
Weitere 21 Kilometer haben wir jetzt noch vor uns bis zur Brücke in Wolfratshausen. Mehr noch als zuvor wähnt man sich hier in absoluter Einsamkeit. Immer wieder passieren wir malerische weiße Kieswände, noch immer ist das Wasser undglaublich klar und die Laubbäume rundherum tragen schon intensive Herbstfarben – großartig! Die Stromschnellen hier sind teilweise schon etwas wilder und als mich Jaaku einmal dazu drängt, bei einer besonders großen Schnelle mitten durch die höchsten Wellen zu fahren, bin ich doch etwas überrascht, wie groß die Wellen sind und wie naß wir werden – ein Hoch auf unsere Trockenanzüge!
Bei den kleineren Schnellen lasse ich Jaaku öfters paddeln und habe inzwischen so großes Vertrauen in seine Fähigkeiten, dass ich oft noch nicht einmal meine Spiegelreflexkamera in die wasserdichte Tasche packe, sondern über seinen Kopf hinweg fotografiere oder filme. Bis sich eine Schnelle als deutlich größer entpuppt, als gedacht – da kann ich nur mit sehr viel Glück die Kamera rechtzeitig verstauen, und das Paddel übernehmen – danach bin ich wieder deutlich vorsichtiger!
Viel schneller als erwartet kommen wir am Malerwinkel vorbei, wo die Isar zwischen steilen Wänden eine enge Biegung macht. Bald darauf passieren wir den kleinen Ort Einöd und eine kurze Überschlagsrechnung sagt mir, dass wir mit gut 7km/h unterwegs sind.
Erst ein paar Kilometer später, kurz vor der Ascholdinger Au, machen wir kurz Rast auf einer Kiesbank, halten uns aber nicht allzu lange auf, denn es wird schon später Nachmittag und wir haben – inklusiver der Rückfahrt – noch einiges vor uns.
Auch die letzten paar Kilometer sind schnell zurückgelegt. auf einmal wird das Flußbett breiter, die Ufer flacher und nach hinten eröffnet sich ein letzter guter Blick auf die Berge: wir haben die Ascholdinger Au erreicht, wo sich der Lauf Isar immer wieder verändert.
Langsam merken wir deutlich, dass wir wieder bewohnteres Gebiet erreichen, die Ufer werden immer voller, anfangs passieren wir vereinzelte „Nackerte“, später werden die Gruppen größer und die Textilien mehr.
Kurz nach der wild schäumenden Einmündung des Loisach-Isar-Kanals habe wir dann die Brücke von Wolfratshausen und damit unser Ziel erreicht. Jetzt heißt es nur noch zusammenpacken und die 2 Kilometer zur S-Bahn zu laufen und damit geht ein weiterer wunderschöner Paddeltag zu Ende.
Und obwohl wir den Handlungsbedarf deutlich sehen – speziell im Sommer gleicht die Isar inzwischen einer Partymeile und die meisten Schlauchbootfahrer haben leider weder ein Gefühl für die Gefahren des Flusses, noch für die Fragilität seines Ökosystem, hoffen wir, dass die Befahrung der Isar nicht über Gebühr eingeschränkt wird, und dass wir diese wunderschöne Tour noch häufig wiederholen können!
Daten:
- Pegel Lenggries: 92cm
- gepaddelte Strecke: 30km
- Zeit: 5:45h inkl. Pausen