Grönland im Winter (2) – Eisfjordtouren

So viel zum Thema: sich das entspanntere  grönländische Tempo bewahren. Zwei megastressige Wochen in der Arbeit und schon fühlt sich das ganze Leben wieder durchgetaktet und gehetzt an…

Aber jetzt geht’s erstmal weiter mit dem Grönland-Reisebericht:

Wir sind früh wach am nächsten Morgen, da wir uns an die vier Stunden Zeitverschiebund noch nicht gewöhnt haben. Der erste Morgen in Grönland beginnt sonnig uns strahlend blau – die richtigen Voraussetzungen also, für eine ausgedehnte Wanderung. Heute wollen wir uns an die knapp 7 km lange blau markierte Route am Eisfjord entlang wagen, die kurz hinter der Siedlung, in der wir untergebracht sind, beginnt.

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Hundebabys

Letztes Jahr hatten wir uns – also vor allem dem damals gerade noch dreijährigen Jaaku – diese Tour noch nicht zugetraut. Und bei meinem Versuch, die Wanderung alleine zu gehen, bin ich gleich schon zu Beginn daran gescheitert, dass ich im frisch gefallenen Schnee den richtigen Weg nicht identifizieren konnte.

Heute ist das anders: es hat offenbar seit Tagen nicht geschneit und der Weg ist deutlich anhand einiger Fußspuren zu erkennen. Schnell liegen die letzten Häuser von Ilulissat hinter uns und wir passieren ein großes Feld mit angeketteten Schlittenhunden –  hier begeistern vor allem die tapsigen Hundebabys. Da fällt es oft schwer, gebührenden Abstand zu halten, und wir schärfen den Kindern nochmals ein, dass die grönländischen Schlittenhunde Arbeitstiere sind und keine Haustiere. Zwei Hunde haben sich von ihren Ketten losgerissen und jagen einander durch den tiefen Schnee. Einer zeigt plötzlich großes Interesse an uns und kommt direkt auf uns zu. Groß und wolfsähnlich steht er direkt vor uns und beobachtet uns. Da wird es einem schon etwas mulmig, aber irgendwann lässt sein Interesse nach und er geht seiner Wege.

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Blick zurück durch die Schlucht

Für uns geht es jetzt steil bergan, auf eine breite Schlucht zu. Dort angekommen finden wir uns auf einer breiten Snowmobil-/Hundeschlittenpiste wieder, der wir gute zwei Kilometer weit bis zu einem zugefrorenen See folgen können.  Der Weg durch die Schlucht führt in Wellen bergauf. Innerlich bereite ich mich schon auf die übliche Motivationsarbeit vor (Jaaku braucht beim Wandern immer etwas Zeit und viel gutes Zureden, bis er in die Gänge kommt), aber heute ist alles anders: die Kinder, die Grönland mindestens so sehr vermisst haben wie wir, legen ein Tempo vor, bei dem WIR Mühe haben zu folgen und schnell haben wir den höchsten Punkt erreicht und steigen dann ab zum See Amitsorsuup Tasia. Niklas beschließt plötzlich, dass er ein Schlittenhund ist und legt die nächsten beiden Kilometer auf allen Vieren zurück, aber auch so ist er noch erstaunlich schnell!

Am See angekommen verlassen wir die Snowmobilspur und biegen zum Eisfjord ab. Wie das umgebende Meer ist auch der Fjord noch zum größten Teil gefroren und bis auf die Eisriesen am Fjordausgang führt er deutlich weniger Eis als sonst. Wieder können wir einem gut sichtbaren Trampelpfad folgen und wir kommen schnell und mühelos voran – ganz anders als im letzten Jahr, wo wir uns teilweise durch knietiefen, frischen Schnee kämpfen mussten, immer auf der Suche nach der nächsten Markierung…

Und so laufen wir etwas 3,5 km am Eisfjord entlang. Bei Holms Bakke, wo die

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zerklüfteter Eisberg

Bewohner von Ilulissat jedes Jahr am 13. Januar die ersten Sonnenstrahlen nach einer langen Polarnacht begrüßen, wenden wir uns wieder landeinwärts und arbeiten uns entlang diverser Trampelpfade und Loipen zurück zu unserem Apartment.

Dort hält es uns allerdings nicht lange und gleich nach dem Mittagessen machen wir uns wieder auf den Weg, diesmal ins Stadtzentrum und hinunter zum Kajakclub, so wir uns einfach ans Meer setzen und die Sonne genießen. Für die Kinder breche ich wieder kleine Stücke gefrorenen Meereises ab, an dem sie als „Meereislutscher“ freudig saugen.

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vor unserem haus herrscht reger Verkehr

Auf dem Hin- und Rückweg über das Schlittenhundefeld vor unserem Haus merken wir, dass wir uns auf einer vielfrequentierten Route befinden: immer wieder ertönen hinter uns schrille Pfiffe, bei denen wir sofort aus dem weg springen. Kurz darauf fegt immer ein Hundegespann fast lautlos und in hohem Tempo an uns vorbei. Hin und wieder passiert uns auch ein Snowmobil, dessen durchdringender Dieselgeruch jedes Mal noch lange in der Luft hängt – winterlicher Alltag hier, den wir hautnah erleben.

Heute sind wir fast 15 km im Schnee gewandert und entsprechend erschöpft fallen die Kinder abends ins Bett, während wir noch Vorbereitungen für Jaakus großen Tag morgen treffen.

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