Minus 21??? – ein unerwartet kalter Campingausflug

Ein nagelneuer Schlafsack will ausgetestet werden, wir haben noch Ferien, der Sturm der letzten Tage hat sich gelegt und es liegt endlich Schnee – was liegt da näher, als die Gelegenheit zum Zelten zu nutzen? Gut, es ist polare Kaltluft angesagt, aber wie kalt wird das schon werden? Am Alpenrand ca. -9 bis -12°C laut Vorhersage (Stand Wochenmitte) – kein Problem also…Schon lange hatten wir auf die Gelegenheit gewartet, mal wieder im Schnee zelten zu gehen. Im letzten Winter hatte es leider nicht geklappt – meist lag einfach kein Schnee und an den wenigen Wochenenden, wo es doch möglich gewesen wäre waren wir entweder krank oder anderweitig verhindert. Diesmal wollen wir also die Gelegenheit beim Schopfe packen.

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tief verschneite Zeltwiese

Freitagvormittag machen wir uns also auf den Weg in die Berge, wieder ist der kleine Zeltplatz in Oberammergau unser Ziel. Es ist sonnig und klar – und kalt… sehr kalt! Schon in München zeigt das Thermometer -9°C an, Tendenz fallend. Im Autoradio hören wir die neueste Vorhersage: auf bis zu Minus 18 Grad sollen die Temperaturen in der Nacht fallen. Hmmm, ob das so ganz die richtige Idee ist, jetzt zelten zu gehen? Aber jetzt sind wir schonmal unterwegs, also setzen wir unseren Weg fort. Und eisige Tagestemperaturen – das wissen wir seit unserer Reise nach Grönland – sind mit den Kindern kein Problem (entsprechende Kleidung vorausgesetzt). In Oberammergau angekommen zeigt das Thermometer -12°C an. Als wir aus dem Auto aussteigen merken wir davon nichts: die Sonne wärmt uns und kein Windhauch sorgt für zusätzliche Auskühlung.

Die Zeltwiese ist, wie erwartet, völlig leer und von tiefem Schnee bedeckt. Wir machen uns gleich daran, einen Platz für unser Zelt freizuschaufeln – dabei wird uns ganz schön warm. Während wir das Zelt aufbauen und den Ofen installieren graben sich die Kinder Tunnel im Schnee und nehmen einen großen, von einem Räumfahrzeug aufgetürmten, Schneehaufen als ihre Burg in Besitz.

k-img_2078Wir heizen den Zeltofen an und dann gibt es erst einmal Mittagessen: mitgebrachtes Gulasch. Da das Wetter so schön ist, essen wir draußen auf einer Decke. Die Kinder schaufeln eilig eine Portion nach der anderen in sich hinein und sind dann auch schon wieder in ihre Burg verschwunden, wo sie uns mit einem Arsenal an Schneebällen erwarten. Nach einer wilden Schneeballschlacht fahren wir dann zu einem kleinen Hang zum Rodeln. Auf dem Rückweg ist die Temperatur bereits auf -17°C abgesunken und inzwischen sind für die Nacht bis zu -23°C angesagt… brrrr! Langsam bekomme ich Zweifel daran, ob wir das Zelt mit unserem Ofen genug aufgeheizt kriegen, aber auf der anderen Seite: unser Auto steht 10 Meter vom Zelt entfernt, bis zu den beheizten Sanitärräumen sind es 30 Meter. Mehr als Unannehmlichkeiten würde es uns also nicht bereiten, wenn es doch zu kalt ist.

Zurück am Zeltplatz gehe ich mit den Kindern in die (kalte, aber beheizbare) Spielscheune k-IMG_2167.JPGwährend Lars das Zelt vorbereitet und vorheizt. Kurze Zeit später kommt er zur Tür herein, die Isomatten in der Hand: es ist so kalt, dass er nicht in der Lage war, sie aufzupumpen. Die Matten waren vier Monate lang komprimiert im Schrank gelegen und die integrierte Pumpe will nicht so recht. Wir hängen die Matten neben den Ofen und nach einiger zeit funktionieren die Pumpen wieder – wenn auch deutlich schwächer als sonst.

Als ich später mit den Kindern ins Zelt komme heizt der Ofen auf vollen Touren – und es ist gemütlich warm. Bald schon ziehen wir nicht nur die Jacken sondern auch noch den warmen Pullover aus. Zwei Schaffelle schützen unsere Füße vor der Kälte des Bodens – so läßt es sich aushalten. Zum Abendessen braten wir uns noch Bratwürstchen auf dem Ofen und erhitzen Kinderpunsch und dann ist es langsam Schlafenszeit.

Die Kinder werden an der Zeltwand schlafen – das ist zwar der kältere Platz, aber wir wollen die Beiden nicht in der Nähe des Ofens haben, da sie sich in der Nacht noch ziemlich viel bewegen. Als Erwachsener ist man sich seiner Umgebung auch im Schlaf viel bewusster. Zum Schutz vor der Kälte stellen wir noch jeweils eine Kiste zwischen Kind und Zeltwand, über die wir ein Schaffell hängen. Als alles aufgebaut ist finde ich meine Kameratasche nicht mehr. Eins der Kinder möchte beim Suchen helfen und wirft schwungvoll Lars Schlafsack hinter sich – direkt gegen den heißen Ofen! Unsere sofortige Reaktion verhindert Schlimmeres, aber der Schaden ist da: die dünne äußere Hülle des Schlafsacks ist sofort geschmolzen und überall sind Daunen – Totaschaden, und das wegen EINER EINZIGEN unbedachten Aktion. Wir reißen die Zelttüren auf um die entstandenen Dämpfe aus dem Zelt zu lassen und beratschlagen dann, was zu tun ist. Lars meint wenn er sich zusätzlich in unsere Decke wickelt müsste es trotzdem für eine Nacht gehen. Wir bleiben also, bringen die Kinder ins Bett und legen uns selber hin.

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Jaaku mit Niklas altem Schlafsack

Es ist angenehm warm, aber wir schlafen beide unruhig, es ist mehr ein Dösen als ein Schlafen. Immer wieder kontrollieren wir den Ofen, legen große Holzscheite nach (die langsam und lange brennen) oder ein Holzbrikett (diese brennen nicht so lange, erzeugen dafür aber ziemlich viel Hitze). Immer wieder kontrollieren wir auch, ob die Kinder warm genug sind – aber die beiden liegen gut eingepackt in ihren Schlafsäcken und schlafen tief und fest, wie nur Kinder es können, während in den Kisten neben ihnen Kinderpunsch und Milch langsam gefrieren. Bis um vier Uhr nachts, als Jaaku plötzlich aufwacht, weil er auf die Toilette muss. Sch….ade! Ich schäle mich also aus meinem warmen, gemütlichen Schlafsack und mache mich mit dem Kleinen auf den kalten Weg. Als wir zurück sind, ist er erst einmal ziemlich wach und ziemlich gut gelaunt – und es dauert eine ganze Weile, bis wir weiterschlafen können.

Als wir dann am nächsten Morgen aufstehen, ist es schon fast neun Uhr. Niklas neuer Schlafsack hat den ersten Test mit Bravour bestanden. Später erfahren wir, das die nächtliche Temperatur -21°C betragen hatte. Wow, wir hätten nicht gedacht, das das Zelten bei den Temperaturen so gut klappt!

Nach dem Frühstück spielen wir mit den Kindern noch länger im Schnee und immer wieder kommen Leute vorbei, die uns ungläubig fragen, ob wir jetzt tatsächlich die Nacht im Zelt verbracht haben.

Bis der Ofen ausgekühlt ist und abbaufertig dauert es eine ganze Weile. Eigentlich wären wir

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Begutachtung des Schadens

gerne noch eine weitere Nacht geblieben, aber mit dem kaputten Schlafsack ist das keine so gute Idee. Schweren Herzens packen wir also unsere Sachen und fahren irgendwann am Nachmittag wieder nach Hause – zwar etwas verärgert, wegen des kaputten Schlafsacks, aber mit dem festen Vorsatz bald wieder im Schnee zelten zu gehen.

Nachwort: zu Hause begutachte ich den kaputten Schlafsack nochmal genauer und der Schaden ist deutlich kleiner als befürchtet. Es prangt zwar ein riesiges Loch in der Außenhülle, aber die Innenhülle ist unverletzt und es sind nur zwei Kammern betroffen. Mit etwas Zeit und einem Materialaufwand von ca. 30€ werde ich das wieder hinkriegen – nicht schön vielleicht, aber funktionell.

 

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