Nach einem sehr erholsamen Regentag brechen wir also zur Wildniskirche auf. Das Wetter ist grau aber trocken und sehr windig. Laufen also! Die Boote und den Großteil unseres Gepäcks lassen wir an der Rezeption des Campingplatzes. Da wir uns zwei Tage für die Tour nehmen wollen müssen Zelt und Co allerdings mit – vom Gewicht her gut tragbar, aber unsere Packsäcke sind wirklich nicht für lange Touren ausgelegt, das verspricht also wieder schmerzende Rücken.Die 3,5km zum Einstieg des Trails lassen wir uns fahren. Ein großes Holztor markiert den

Beginn des Weges. Von hier führt ein kleiner Pfad durch den Wald, zwischen bemoosten Felsbrocken entlang, hinauf und hinunter, an zahllosen kleinen Wasserläufen vorbei, über Holzplanken und Brücken… Es ist ruhig um uns herum, vor dem Wind sind wir gut geschützt und der Wald um uns herum wirkt wie aus einem Märchen entsprungen. Ein wunderschöner Weg und irgendwie ganz anders, als die anderen Pfade, die wir hier schon gegangen sind.
Vor uns ist der Weg auf einmal mit dicken Tüchern abgesperrt, links und rechts verläuft ein Zaun – ein Rentiergatter, erklärt ein Zettel daneben, wir können also einfach weitergehen. Etwas später entbrennt eine kurze Diskussion, ob wir den Rentierschädel am Wegesrand mitnehmen – ausnahmsweise setzen wir uns durch und so bleibt das schöne Stück dort, wo es ist… vielleicht für die nächsten Kinder, denen noch einzelne Knochen zum Bau eines Rentiers fehlen!
Etwa auf halbem Wege zur Kirche liegt eine Feuerstelle. Hier schlagen wir unser Lager auf und dann geht es mit leichtem Gepäck weiter. Wir kommen nur langsam voran, zu viel hat der Weg zu bieten. Ein ums andere Mal legen wir an einem Bachlauf eine längere Pause ein oder warten, bis die Kinder fertig damit sind auf einem umgefallenen Baumstamm herumzuklettern. Auf einmal wird die Landschaft offener, der Wald zieht sich zurück und wir gehen zwischen lichten Birken auf ein Feld mit langem gelben Gras zu. Und dann liegt die Wildniskirche vor uns: ein großer Bau aus dunkelrotem Holz, umgeben von einem roten Zaun. Mitten hier draußen, umgeben von Birken und langem Gras, weit entfernt von der nächsten Siedlung. Und gerade jetzt kommt langsam die Sonne heraus. Eine seltsame Stimmung, ruhig, friedlich und irgendwie unwirklich…
Tür und Fensterläden sind geschlossen, wir sind ganz alleine hier. Wir rollen den Holzblock zur Seite, der die Tür sichert und treten fast ehrfürchtig ein. Drinnen wirkt alles gut gepflegt, weiß und bunt bemaltes Holz, ein Kreuz aus trockenen Planzen, ein aufgeschlagenes Gesangsbuch – als könnte jederzeit der nächste Gottesdienst beginnen. Und tatsächlich wird hier ein paarmal im Jahr noch ein Gottesdienst gefeiert.
Wir öffnen ein paar Fensterläden und steigen auf den Glockenturm. Dunkel ist es, zum

Glück haben wir unsere Stirnlampen dabei.
Nachdem wir alles angesehen haben, schließen wir die Läden weider und hinterlassen alles so, wie wir es vorgefunden haben. Was für ein faszinierender Ort! (Mehr über die Geschichte der Wildniskirche kann man hier oder hier erfahren)
Der Rückweg zum Zelt dauert ebensolange wie der Hinweg. Es wird schon Abend, als wir das Lager erreichen und der Himmel leuchtet in prächtigen Farben auf – instabiles Wetter gibt doch die schönsten Sonnenuntergänge.
Die Kinder sind in intensives Spiel vertieft und Jaaku setzt es sich in den Kopf, einen Baum zu pflanzen. Dazu setzt er einen trockenen alten Stock in den Boden und beginnt, ihn hingebungsvoll zu gießen. Immer wieder redet er davon, dass der „Baum“ jetzt sicher bald wächst – und so erlauben wir uns einen Scherz und tauschen den Stock als Jaaku schon schläft gegen einen großen Stamm aus.
Am nächsten Morgen kommt Jaaku aus dem ungläubigen Staunen und der Begeisterung über „sein“ Werk garnicht hinaus!
Es ist sonnig und klar am nächsten Morgen und ohne Eile machen wir uns auf den Rückweg. Da es noch früh ist, als wir die Straße erreichen, laufen wir einfach weiter bis nach Inari und zurück zum Zeltplatz.
Was für eine lohnende Tour!