Wandern und Paddeln in Finnisch-Lappland (9)

Der nächste Morgen startet trüb und wolkig. Inzwischen haben wir wieder Handyempfang, und so wissen wir, das es heute stabil bleibt, morgen dafür aber richtig schütten soll. Wir planen also einen Pausetag ein am Campingplatz am See Ärvihjärvi. In unserer Karte ist hier tatsächlich ein richtiger Campingplatz mit Hütte(n) eingezeichnet, und ich sehe vor meinem geistigen Auge schon eine heiße Dusche und vielleicht eine Kaffeeküche, wo wir den Regentag gemütlich aussitzen können – aber es kommt natürlich wieder ganz anders!Wir bringen unsere Boote zurück zum Fluß und haben schon bald Njurgalahti passiert. Nunk-img_5124 geht die Reise also weiter ins Unbekannte. Der Lemmenjoki ist hier wieder mehr See als Fluß und ist geprägt von vielen Halb(!)inseln, die dem ganzen einen verwinkelten Charakter geben. Es ist garnicht so leicht, dem Flußlauf zu folgen und man muss ganz schön aufpassen, nicht in eine der tiefen Buchten zu paddeln und plötzlich in einer Sackgasse zu enden. Eine kurze Schwallstrecke endet in einem kleinen See und von dort führt ein leicht zu übersehender Ausgang (zum Glück mit einem blauen Angelschild markiert) durch eine kleine Stromschnelle und in einen viel größeren See, der langgestreckt und grau vor uns liegt. Hier und da sieht man kleine Hütten am bewaldeten Ufer, ansonsten ist alles einsam. Am Ende des Sees liegt besagter Campingplatz – doch also wir dort ankommen, am Steg anlegen, ist da nichts, nur eine Wiese, ein paar verlassene Hütten, keinerlei erkennbare Infrastruktur. Wir sehen uns zweifelnd an: hier wollen wir keinen Regentag abwettern!

k-img_5210Zum nächsten Lagerplatz sind es ein paar Kilometer, aber es ist noch früh und so beschließen wir weiterzufahren. Der See mündet in einen kleinen mäandernden Flußlauf und hier haben wir zum ersten Mal auf dieser Reise richtig Strömung.

Munter trägt uns der Fluß voran, links und rechts erheben sich steile Sandabbrüche mit tief eingegrabenen Wildwechseln, flache Schilfgürtel, gelbe Sandstrände. Es ist einfach wunderbar – der bisher schönste Abschnitt dieser Paddeltour! Etwas vor uns ist Bewegung im Wasser: ein Fischotter jagt flink von einer Seite des Flusses zur anderen und wieder zurück, immer ein paar Meter vor uns bleibend – und leider viel zu schnell für ein Foto.

Fast sind wir traurig, als wir den Lagerplatz erreicht haben – zu schön waren die letzen Kilometer.

Aber was für ein Lagerplatz das ist: an einem Mäander gelegen, mit breitem Sandstrand, der flach ins Wasser abfällt, mit ebenen Zeltplätzen und passenden Bäumen für die Hängematte, sogar Stangen für unser Tarp liegen neben der Feuerstelle.

Die Kinder beginnen natürlich gleich im Sand zu spielen und fühlen sich sofort heimisch.k-img_5353 Wir bauen unser Lager auf und beginnen zum ersten Mal in diesem Urlaub damit, Wasser zu filtern. Ein großer Topf Lagerfeuer-Popcorn macht die gute Stimmung perfekt – der Regen kann kommen.

Und tatsächlich regnet es am nächsten Tag heftig und ausdauernd. Und über Regentage ist nicht viel zu sagen. Wir sitzen am Feuer und trinken Tee, die Kinder bauen Burgen am Strand und als es uns allen reicht verziehen wir uns ins gemütliche Zelt.

Leider zeigt sich heute allerdings auch, dass wir mal wieder ein Loch im Boot haben. Diesmal ist aber – und das ist eine Premiere – des rote Packraft betroffen. Das Loch ist schnell gefunden: am Aufblasventil hatte sich (vermutlich durch Materialermüdung) ein Riss gebildet. Wir streichen große Mengen an „Aquasure“ darüber und schützen das Ganze notdürftig mit einem Becher vor dem Regen. Aber die Reparatur funktioniert, das Loch ist geflickt und wir können am nächsten Morgen unbesorgt weiterziehen.

4 Gedanken zu “Wandern und Paddeln in Finnisch-Lappland (9)

  1. Welche Erfahrungen habt ihr mit platten Booten? Ging es immer langsam, sodass ihr sicher reagieren konntet? Oder habt ihr auch längere Risse gehabt, wurde es mal gefährlich?

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    1. Hallo Biki,
      längere Risse hatten wir nie, die Boote sind ja wirklich sehr robust. Bisher hatten wir eigentlich nur winzige Löcher, über die die Luft so langsam entwichen ist, dass wir teilweise tagelang gerätselt haben, ob da jetzt wirklich ein Loch drin ist, oder ob das die normale Schwankung im Tagesverlauf ist (die Boote reagieren ja recht schnell auf Druckunterschiede und wenn die Sonne draufknallt, lassen wir sicherheitshalber auch mal etwas Luft ab). Details zu den verschiedenen Havarien findes du in folgenden Beiträgen:
      https://mitsackundpackraft.wordpress.com/2014/10/03/packraften-in-finnisch-lappland-7/
      https://mitsackundpackraft.wordpress.com/2015/10/03/per-packraft-auf-dem-saimaa-see4/
      https://mitsackundpackraft.wordpress.com/2015/12/07/per-packraft-auf-dem-saimaa-see7/
      Gefährlich wurde es nie. Was aber immer sinnvol ist mitzuhaben (und griffbereit zu haben) ist das Patch’n’Go Tape (http://www.packrafting-store.de/Reparatur/Patch-n-Go-Universal-Tape::168.html)
      und ein Flüssig-PU (Aquasure, Stormsure). Ohne das hätten wir das Loch am Ventil schwerlich flicken können.

      Viele Grüße,
      Juliane

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