Am nächsten Morgen packe ich also das Zelt, zwei Isomatten und unsere beiden Schlafsäcke in einen unserer großen Packsäcke, dazu noch das, was wir an Essen bis zum nächsten Vormittag brauchen, den Rest unser Habseligkeiten verstauen wir in der Hütte, wo Lars und Jaaku heute schlafen werden. Den ersten Teil des Weges begleiten uns die Beiden, bis zum ersten Lagerplatz. Hier kochen wir noch gemeinsam Mittagessen, die Kinder erkunden die Gegend und finden einen Rentierkiefer – nicht unser erster Knochen, was Jaaku auf die Idee bringt: „Mit dem hier, und dem Geweih und dem anderen Geweih, das wir schon zu Hause haben, können wir uns ja ein Rentier bauen!“- kein Kommentar!
Dann kehren Lars und Jaaku um und Niklas uns ich sind auf uns allein gestellt. Das Wetter ist sonnig, wolkenlos und soll auch so bleiben – das wissen wir von anderen Reisenden, die wir an der Hütte getroffen hatten, Handyempfang haben wir hier nicht. Da die Wanderwege hier allerdings durchaus frequentiert sind (eine gute Handvoll Wanderer trifft man etwa jeden Tag), ist das Risiko für uns, allein loszuziehen nicht zu groß.
Der gut ausgetretene Pfad führt uns durch lichten Wald, über sumpfige Ebenen immer etwas bergauf, immer tiefer in den Wald hinein. Wir kommen schnell voran und sind guter Dinge. Niklas freut sich diebisch darüber, dass ich den vielen Schlammpfützen ausweichen muss, während er mich seinen Gummistiefeln mitten hindurch laufen kann.Einzig das Gepäck stört: die Last ist zwar nicht allzu schwer, aber dem Packsack fehlen Hüft- und Brustgurt und er besitzt keinerlei innere Stabilität. Das macht das Tragen anstrengend! Bald schon haben wir den nächsten Lagerplatz erreicht. Hier schlagen wir, direkt an einem kleinen Bach, unser Lager auf und machen Rast. Nach einiger Zeit machen wir uns ohne Gepäck wieder auf den Weg: wir wollen sehen, ob wir über die Baumgrenze hinaus kommen können, auf einen der umliegenden Berge.
Der weg geht sanft bergauf, die Nadelbäume weichen Birken, welche schnell immer kleiner und spärlicher werden und schließlich haben wir den Wald hinter uns gelassen. Die flache Bergkuppe bietet eine gute Aussicht über die gesamte Gegend. Nur bis hinunter zum Lemmenjoki können wir nicht sehen.
Während die Schatten länger werden machen wir uns auf den Rückweg. Ein paar Wanderer kommen uns noch entgegen, aber am Lagerplatz sind wir ganz allein. Wir entzünden ein Feuer und grillen unsere mitgebrachten Würstchen. Dann ist es langsam an der Zeit, ins Bett zu gehen. Ich merke, dass Niklas angespannt ist, und irgendwann gibt er zu, dass er Angst hat, so ganz allein hier im Wald. Die Sonne scheint noch, aber alles ringsherum ist still, einzig das Plätschern des Baches ist zu hören – und wenn ich erhlich bin, ist mir auch nicht ganz wohl.
Plötzlich hören wir Geräusche: Kling-Klong… Kling-Klong…Kling-Klong, was ist das wohl? Kurze Zeit später sehen wir zwei Wanderer auf uns zukommen, ihr Essgeschirr scheppernd außen am Rucksack befestigt. Die beiden – ein deutsches Pärchen – schlagen ebenfalls hier ihr Zelt auf und mit einem Mal ist alle Anspannung von Niklas abgefallen. Gelöst und zufrieden kriechen wir in unsere Schlafsäcke und Niklas redet noch lange über unsere heutige Tour bis wir endlich einschlafen.