Mit dem Packraft in die Walchenklamm

Bei dem wundeschönen Spätsommerwetter im Moment hat der Lappland-Reisebericht eher geringe Priorität. Statt dessen sind wir gestern zu einer neuen kleinen Tour aufgebrochen. Diesmal war der Sylvenstein-Stausee und die Walchenklamm an seinem östlichen Ende unser Ziel.

Die Walchen ist ein kleiner Zufluß des Sylvensteinspeichers, der sich – bevor der Stausee existierte – eine tiefes Bett in den Fels gegraben hat, die Walchenklamm. Heute ist diese Klamm vom Sylvensteinstausee aus ein gutes Stück weit befahrbar. Vom See aus kann man ein paar hundet Meter weit zwischen immer enger werdenden Felswänden flußaufwärts fahren bis die Fahrt – je nach Wasserstand – an einem Wasserfall oder kurz davor an einer kleinen Felsstufe endet.

Ganz in der Nähe der Klamm gibt es ein paar Parkplätze und mögliche Einsetzstellen, so dass die kürzest mögliche k-IMG_9190.JPGPaddeltour um die Klamm zu sehen nur ca. 2km (hin und zurück) beträgt. Wir wollen allerdings auch noch ein bisschen auf dem Sylvensteinspeicher paddeln, der langgezogen zwischen steil aufragenden Bergen liegt und landschaftlich ebenfalls sehr reizvoll ist. Daher setzen wir unsere Boote am Gelände der Wasserwacht in Fall ein. Mit kräftigem Gegenwind starten wir unsere Tour und müssen anfangs jeden Meter erarbeiten. Als wir nach einem guten Kilometer die Brücke über den See passiert haben wird das Fortkommen zum Glück langsam leichter. Am Staudamm vorbei biegen wir nach Osten ab und ganz langsam wird des See immer schmaler, bis er sich schließlich zu einer Art Flußbett verengt. Auf einmal versperrt uns eine Kette aus Holzstämmen den Weg, die wohl die Aufgabe hat, Treibgut aus der Walchen vom See fernzuhalten. Ganz links ist aber ein kleiner Druchlass, gerade groß genug um und mit unseren Packrafts hindurchzumogeln. Während zu beiden Seiten erste kleine Felsen aufragen müssen wir und kurz darauf durch einen breiten Gürtel aus Treibgut kämpfen: Baumstämme schwimmen dort im Wasser genauso wie Styroporteile und anderer Zivilisationsmüll.

k-img_9302Auf einmal ist das Wasser viel tiefer als zu vor – und kristallklar. Metertief sieht man zwischen Felsblöcken bis zum Grund und auch links und rechts ragen die Felsen jetzt immer höher empor. Mit jedem Paddelschlag rücken die Wände enger zusammen, bis nicht einmal mehr das Paddel quer hineinpasst. Hier und da schieben wir uns an den Felswänden entlang mit den Händen voran. Und die Temperatur ist ebenfalls schlagartig gefallen. Es ist so kühl, dass sogar die Packrafts deutlich an Druck verlieren.

Wir sind wie verzaubert, nur Jaaku ist das alles zu unheimlich und er drängt jammernd auf Umkehr. Als ich ihm anbiete mit zu mir ins Boot zu kommen nimmt er das freudig an. Zu dritt im Boot fühlt er sich wieder sicher und wir können die Erkundung der Klamm fortsetzen. Hoch über uns führt eine kleine Fußgängerbrücke über die Klamm und wenig später folgt eine besonders enge Stelle in der ein kräftiger Schwall über eine kleine Stufe fließt – Mist, da kommen wir nicht dran vorbei. Aber bei ca. 20cm höherem Wasserstand vielleicht…

Wir kehren also um und paddeln langsam und andächtig zurück in die warme Septembersonne. An ein paar kleinen Felsen lasse ich die Kinder zu Lars umsteigen und kehre noch einmal um, um alleine noch einmal zu versuchen den Schwall zu überwinden. Langsam gleite ich wieder in die Klamm hinein. Im klaren Wasser zieht unter mir ein Hecht vorbei, ohne sich von mir stören zu lassen. Bald habe ich den Schwall wieder erreicht und k-IMG_9428.JPGversuche zuerst, daran vorbei zu klettern. An einer kleinen Stufe davor steige ich aus, traue mich dann aber auf den glatten, abschüssigen Felsen nicht weiter. Also klettere ich zurück ins Boot und versuche mich mitsamt dem Boot mit den Händen an den Felswänden entlang stromaufwärts ziehen. Fast sieht es so aus, als würde es klappen, aber dann komme ich doch nicht weiter. Zu wenig innere Steife besitzt das Packraft, hätte ich es in der Klamm nochmal ordentlich nachgepumpt, vielleicht wäre ich tatsächlich über die Stufe hinweg gekommen?

Aber so kehre ich unverrichteter Dinge um, treffe am Ende der Klamm den Rest der Familie wieder und dann geht die Fahrt zurück durch Treibholzgürtel, Baumstammsperre, vorbei an Staudamm und Brücke bis nach Fall, wo wir die Fahrt beenden.

Gesamtstrecke Fall-Walchenklamm-Fall: ca. 12,5km

Wasserstand Sylvensteinspeicher: 749,8 m ü NN

 

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