…oder: wie schnell ein harmloser Feiertagsausflug zum „Ernstfall“ werden kann.
Erst einmal muss ich ganz verschämt gestehen: wir gehen fremd! Obwohl unsere Liebe zum Packraft ungebrochen ist, haben wir uns vor kurzem zwei Faltboote zugelegt. Bei langen Touren auf großen Wasserflächen kommt man mit dem Packraft doch recht schnell an seine Grenzen und es gibt ein da paar Fjord- und Seengebiete, die uns schon sehr reizen…
Ein Testaufbau zu Hause führt schon das Offensichtliche vor Augen: der Aufbau ist viel langwieriger und umständlicher als beim Packraft, das macht man nicht mal eben und schon garnicht mehrmals am Tag.
Am Vatertag ergibt sich dann endlich die Möglichkeit zu einer ersten Testfahrt. Wir fahren also gleich morgens zu einem kleinen Kiesstrand am Ammersee und beginnen mit dem Aufbau der Boote. Es ist zwar sonnig, aber gleichzeitig sehr windig und kühl. Um uns herum füllt sich das Gelände mit Kitesurfern – Mist! Vor den nicht immer kontrolliert herabsausenden Seilen habe ich ein bisschen Angst und daher versuche ich nach Möglichkeit Abstand zu Kitesurfern zu halten.
Nach einer guten Stunde sind die Boote fertig aufgebaut. Mit etwas Übung bekommt man das sicher noch wesentlich schneller hin, aber der nötige Kraftaufwand zum Schließen aller Verbindungen ist erheblich.
Nach einer kleinen Pause kann es dann losgehen, diesmal nimmt Lars das blaue Boot und ich bin im roten unterwegs. Wie immer tragen wir alle Schwimmwesten und den Kindern ziehen wir auch ihre Aquashell-Kleidung an. Wir selber verzichten darauf, so kalt ist das Wasser nicht mehr.
Wir paddeln also los und halten uns nah am Ufer, möglichst weit weg von den Kitesurfern. Der Wind kommt schräg von hinten und wir erreichen schnell eine beeindruckende Geschwindigkeit, wir fliegen förmlich übers Wasser. Und auch die Kinder können gut ein bisschen mitpaddeln, ohne zu stören. Leider habe ich es versäumt meine Steuerung richtig einzustellen, die Fußsteuerung ist etwas zu weit weg für mich. Egal, das dann ich ja dann bei einer kurzen Pause an Land einstellen – soweit der Plan!
Wir passieren ein paar Stege und Bootshäuser am ansonsten unbebauten Ufer, dann ist vor uns plötzlich ein fest gespanntes Fischernetz im Weg. Wir entscheiden und zum Ufer hin auszuweichen. Ich paddle voraus und höre Lars plötzlich rufen, dass er festsitzt. Kurze Zeit später folgen Flüche und Kindergeschrei: ein Loch ist im Boot! Eine bis kurz unter die Wasseroberfläche reichende Eisenstange (im aufgewühlten Uferwasser schwer auszumachen) hat den Boden des Boots auf ca. 15cm aufgerissen! Zum Glück haben wir die Schläuche im Bootsinnern voll aufgeblasen, so dass das Boot nicht sinkt (was in dem flachen Wasser allerdings auch nicht sehr tief wäre). So schnell ich kann wende ich assistiere Lars dabei, das Boot zu einem nahegelegenen Steg zu schleppen und den ziemlich aufgelösten und nassen Niklas zu beruhigen. Jaaku schreit natürlich aus Solidarität gleich mit und es dauert eine Weile bis sich die Lage soweit beruhigt hat, dass wir Pläne machen können, was jetzt zu tun ist. Ich liege mit meinem Boot längsseitig am Steg, dem hohen Wellengang direkt ausgesetzt. Trotz Verdeck schwappt immer wieder Wasser von hinten ins Boot. Leinen haben wir leider nicht dabei, so dass ich auch nicht aussteigen kann.
Da die bisher zurückgelegte Strecke zum Glück nicht sonderlich weit ist (nur ca. 1,5km) entscheiden wir, dass Lars und Niklas am Ufer zurück laufen wärend ich mit Jaaku zurückpaddle.
Jetzt geht es für mich also gegen den Wind und auch hier macht das Boot eine gute Figur – nur die fehlende Steuerung stört und es ist doch ein arger Kampf, auf Kurs zu bleiben.
Zurück an unserem Ausgangspunkt beaufsichtige ich die Kinder, während Lars losfährt um in Ruhe das havarierte Boot zu bergen.Später traut sich Niklas dann zum Glück noch einmal, mit mir eine kleine Runde mit diesmal ichtig eingestellter Steuerung zu drehen.
Dieser Ausflug verlief anders als geplant und hat uns deutlich vor Augen geführt, dass man die Sicherheit auf dem Wasser auch bei einem kleinen, harmlosen Kurzausflug nicht vernachlässigen sollte. Wir waren schon sehr froh, dass die Kinder angemessen gekleidet waren und wir alle Schwimmwesten trugen. Aber beim nächsten Mal werde ich kleine Mängel wie eine schlecht eingestellte Steuerung lieber gleich beheben und ein paar Reepschnüre gehören eigentlich auch zwingend ins Gepäck.
Und die Moral von der Geschicht‘? Blaue Boote kriegen Löcher!
2 Gedanken zu “Schiffe versenken auf dem Ammersee…”