Irgendwann beziehen wir dann doch mal unser Zimmer im Gästehaus. Dann gehen wir einkaufen und sind – obwohl wir nicht das erste Mal hier in Grönland sind und obwohl wir das nordeuropäische Preisniveau gewohnt sind – doch etwas geschockt von den Preisen: verglichen mit Deutschland muss man mit einem Faktor 3-4 rechnen. Für einfache Lebensmittel für ca. 3 Tage (Nudeln, Brot, Käse, Marmelade,…) bezahlen wir am Ende fas 100€. Ein 500g-Becher isländischen Skyrs kostet umgerechnet 5€, für eine 400g-Packung Haribo müsste man sogar über 10€ hinlegen.
Nach einem schnellen Abendessen fallen wir dann erschöpft ins Bett. Am nächsten Morgen sind wir – dank Zeitverschiebung – schon sehr zeitig auf den Beinen. Draußen herrscht dichtes Schneetreiben und die Kinder sind voller Tatendrang. Um die Nerven unserer Mitbewohner im Gästehaus (das leider sehr hellhörig ist) nicht allzu sehr zu strapazieren, machen wir uns schon bald nach dem Frühstück auf zu einem ersten Erkundungsgang.
Wir ziehen uns also kälte- und schneefest an (was mit einer ganzen Menge an Zeitaufwand und einem großen Haufen Textilien verbunden ist), und verlassen das Haus.
Das Gästehaus steht auf Stelzen über den Granitfelsen, die hier steil zum Meer hin abfallen. Neben den Stufen die zur Eingangstür führen ist eine Rutsche aus Blech angebracht und unter dem Schnee entdecken wir ein paar Klettergriffe, die an den Fels geschraubt sind – ein Paradies für Kinder!
Mit Poporutschern bewaffnet führt uns unser erster Weg zum Heizkraftwerk, hinter dem eine lange Treppe steil auf die Felsen hinaufführt zu einem Wanderweg, der zum Eisfjord führt. Hier hatten wir vor etwa 7,5 Jahren schwer bepackt unsere Trekkingtour entlang des Eisfjords begonnen. Ein Teil der Treppe ist komplett unter einer Schneewehe begraben. Wir klettern hinüber und wagen oben auf den Felsen unsere ersten Gehversuche. Der Schnee ist nicht zu tief und hier und da hat der Wind den nackten Fels freigelegt – die ca. 3 Kilometer lange Wanderstrecke, die hier beginnt scheint bei den Verhältnissen ohne weiteres machbar zu sein. Das wirkt vielversprechend, und eröffnet für die nächsten Tage einiges an Möglichkeiten. (Wir wussten ja überhaupt nicht, was hier im Winter auf uns zukommt, und so war das eine äußerst positive Überraschung).
Für heute drehen wir aber hier wieder um und setzen unseren Rundgang stattdessen in Richtung Stadtzentrum fort. Wir passieren das Gemeindezentrum und den tief verschneiten Fußballplatz und kaufen noch ein paar Lebensmittel ein, dann ist es Zeit fürs Mittagessen. Die Kinder rodeln die abschüssigen Straßen zurück zum Gästehaus hinab, während wir Erwachsene auf die wenigen Autos aufpassen…
Am späten Nachmittag machen wir uns dann erneut auf den Weg. Inzwischen hat der Schneefall nachgelassen, es ist windstill und zwischen düsteren Wolken kommt hier und da sogar die Sonne durch. Diesmal führt uns der Weg hinunter zur Kirche und zum Kajakclub. Eine lange Holztreppe führt zum Meer hinunter, wo der Wind bizarr geformte Eisbrocken angeschwemmt hat. Der Schnee um uns herum ist unberührt und das Licht des späten Nachmittags erscheint magisch. Wir verbringen eine lange Zeit hier, klettern auf den Felsen herum, laufen die Küste entlang, bewundern die Eisberge, die Kinder tollen ausgelassen im Schnee. Erst als die Sonne untergegangen ist, machen wir uns auf den Weg zurück zum Gästehaus, erfüllt von den großartigen Eindrücken unseres ersten Tages in Ilulissat.
2 Gedanken zu “Eine Winterreise nach Grönland (2) -Akklimatisierung”