Tourabbruch am Tagliamento (1)

Die Nacht verbringen wir in einer kleinen Pension in der Nähe, wo man offenbar nicht mit Gästen gerechnet hatte. Am nächsten Vormittag machen wir noch eine kurze Erkundungsfahrt zur Brücke bei Braulins, um die dortige Sohlschwelle (eine der wenigen Gefk-CIMG2646ahrenstellen der Tour) zu besichtigen, dann geht es wieder zur Einsetzstelle an der Brücke von Venzone, wo wir alles für den Tourbeginn vorbereiten. Dort passiert dann auch schon die erste Panne: bepackt mit einem schweren Rucksack knicke ich um und verstauche mir den Fuß! Der erste Schmerz verfliegt recht schnell, aber größere Strecken mag ich in den nächsten Tagen nicht laufen.

Bald ist alles fertig gepackt und wir können einbooten. Die flotte Strömung trägt uns zügig voran, und die ersten 2 Kilometer ist der Wasserstand hoch genug, dass wir keine Grundberührung haben. Bald passieren wir auf der rechten Flußseite einige Buhnen, die für unangenehme Verschneidungen und Wirbel sorgen. Danach wird die Fahrt wieder entspannter, aber schon bald ist die ein oder andere sehr flache Stelle zu überwinden und wir sind bereits jetzt teilweise zum Treideln gezwungen. An einer dieser Stellen passiert die zweite Panne: eine unbedachte Bewegung befördert unser GPS-Gerät ins Wasser. Eine Hand am Boot versuche ich es zu Fassen zu kriegen, aber es ist bereits zu spät: die Strömung hat es erfasst und schnell lässt es sich am Grund zwichen den Steinen nicht mehr ausmachenk-IMG_1885. Zum Glück haben wir auch noch ausgedruckte und einlaminierte Karten dabei, so dass der Verlust nur schmerzhaft, aber nicht tragisch ist. Obwohl ich nach dieser missglückten Rettungsaktion ziemlich durchnässt bin, bleibt mir zum Glück in der Aquashellkleidung schön warm.

Kurze Zeit später kommt das Halbwehr bei Ospedaletto in Sicht. Beim derzeitigen Wasserstand führt kein Flußarm daran vorbei und wir wissen nicht, wie gut man am Wehr aussteigen und umtragen kann. Deshalb legen wir bereits am Anfang der Wehrmauer (ca. 600m vor dem eigentlichen Wehr) an und erkunden die Lage zu Fuß. Kurz vor dem Wehr gibt es (bei diesem Wasserstand) rechts einen guten Ausstieg, von wo man nur wenige Meter tragen und treideln muss, um den Hauptstrom wieder zu erreichen. Da ich meinen Fuß schonen möchte, bleibe ich mit den Kindern am Wehr, während Lars die Boote holt. Die Zeit nutze ich um unser übliches Nudel-Mittagessen zu kochen. Inzwischen sind dunkle Regenwolken aufgezogen und so fahren wir heute nur noch einen Kilometer weiter bis zu einer buschbewachsenen Insel, wo wir unser Nachtlager aufschlagen. Sobald Tarp und Zelt stehen bek-IMG_1930ginnt es dann auch schon zu regnen. Wir machen ein kleines Lagerfeuer, grillen und verbringen den Abend bei stetigem Regen unter dem Tarp.

In der Nacht hört der Regen auf und wird durch Wind ersetzt. Der wird in den frühen Morgenstunden immer stärker und erreicht am Vormittag sturmstärke. Im Sand halten die Heringe schlecht und wir müssen das Zelt immer wieder nachspannen und die Heringe mit schweren Steinen beschweren, die der Wind immer wieder wegreißt.

Heute ist ja Ostersonntag, und die Kinder sind schon am frühen Morgen ganz gespannt, ob der Osterhase uns hier auf der Insel gefunden hat. Der Osterhase hat seinerseits überhaupt keine Lust, sich so früh bereits da hinaus zu quälen, um Eier zu verstecken, aber was sein muss, muss sein!

Begeistert machen sich unsere beiden Jungs auf die Suche und entdecken neben Schokoladeneiern auch noch einiges an Treibgut, das vom Osterhasen so nicht vorgesehen war…

Überall auf unserer Insel ist man dem Wind ziemlich ausgesetzt und deshalb sehen wir zu, dass wir bald weiterfahren können. Auf dem Wasser weht der Wind sogar noch stärker und obwohl die Sonne scheint macht das Paddeln keinen Spaß und unser einziger Gedanke ist, möglichst schnell eine windgeschützte Ecke zu finden, wo wir das Ende des Sturms abwarten können.

Immer wieder verzweigt sich der Fluß und mehr als einmal ist es so flach, dass wir kurze Stücke treideln müssen. Die Sohlschwelle bei Braulins ist mit Grundberühk-IMG_2032rung noch ganz gut zu fahren und das nachfolgende Stück bis zur Autobahnbrücke ist im Hauptstromzug zwar gut zu bewältigen, allerdings schrammen wir immer wieder knapp über den Grund, der Wasserstand reicht gerade eben für eine Befahrung aus.

Dann erreichen wir die Autobahnbrücke mit den 3 hohen Stufen, die man umtragen muss (am besten links). Wir kommen rechts an und finden auch dort einen Weg hinab. Hinter den Stufen sind wir in einem kleinen Wäldchen gut geschützt, hier bleiben wir erst einmal und da sich der Wind nicht abschwächt, schlagen wir hier später auch unser Nachtlager auf. In der Ferne sehen wir immer wieder haushohe Staubwolken, die der Wind aufwirbelt. An einer Weiterfahrt hätten wir heute keine Freude gehabt. Statt desseb spielen die Kinder vergnügt im Kiesbett und an den kleineren Flußarmen. Auf unserer Flußseite sind alle Zweige des Tagliamento viel zu klein um befahrbar zu sein. Auf der anderen Seite des breiten Bettes gibt es zwei großere Arme, die für eine Befahrund gerade eben ausreichend sein könnten. Hierher müssten wir morgen erst einmal all unsere Sachen transportieren… doch macht das Sinn? Das Bett des Tagliamento wird ab hier noch viel breiter und er verzweigt sich immer mehr. Schon dort, wo er klar definiert war, war kaum genügend Wasser zum Paddeln da und aus verschiedenen Tourberichten wissen wir, das der Fluß auf den nächsten Kilometern auch mal ganz verschwinden kann. Wir stehen k-CIMG2746also vor der großen Frage, ob wir weiter fahren sollen, oder die Tour lieber hier abbrechen, zumal ich mit meinem  verstauchten Fuß auch nicht viel Gepäck über längere Strecken schleppen könnte, sollten wir irgendwo stranden.

In der Nacht übergibt sich Jaaku (zu viel Schokolade?) und hat am nächsten Morgen erhöhte Temperatur, was unsere Entscheidung besiegelt: hier ist erst einmal Schluß mit unserer Tour! Bei schönstem Wetter packen wir also reichlich frustriert unsere Sachen (Lars holt zu Fuß das Auto nach) und fahren Richtung Meer (das hatten wir Niklas versprochen). Auf dem Weg fahren wir noch verschiedene Brücken über den Tagliamento ab, was uns darin bestätigt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben: überall ist der Wasserstand äußerst niedrig, alle paar Meter hätte man treideln müssen. Schade. Aber wir werden die Tour sicher bei geeigneterem Wasserstand noch einmal wiederholen, denn der Tagliamento ist wirklich wunderschön!!!

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