Am nächsten Morgen ist draußen alles ruhig. Während der Nacht war der Regen in Schnee übergefangen und die ganze Landschaft ist weiß. Unter dem Schnee ist allerdings solides Eis, es ist höllisch glatt und man muss beim Gehen wirklich achtgeben.
Da wir das notorisch instabile isländische Wetter zu Genüge kennen, beschließen wir gleich heute einen Ausflug zur „Seljavallalaug“ zu wagen, einem fast 100 Jahre alten Schwimmbecken tief in einem kleinen Tal, das von einer heißen Quelle gespeist wird. In der Morgendämmerung (also gegen 10:30 Uhr) brechen wir auf. Auf der noch ungeräumten Ringstraße war vor uns offenbar erst ein einziges Auto unterwegs.
Am Taleingang angekommen beginnt es in dicken Flocken zu schneien. Unter der dicken Schneedecke ist kein Weg zu erkennen, die richtige Richtung kennen wir dennoch: immer am Bach entlang ins Tal hinein. Als die Straße endet wird auch der Untergrund griffiger, so dass wir nicht mehr bei jedem Schritt ins Rutschen geraten. Von einer nahegelegenen Farm kommen plötzlich zwei Hunde auf uns zu. Immer wieder springen sie um uns herum, laufen ein Stück voraus und warten dann auf uns in der menschenleeren Landschaft. An einer etwas schwierigen Stelle, an der wir schon fast ans Umkehren denken helfen sie uns, einen gangbaren Weg zu finden. Dann sehen wir endlich das völlig einsame Schwimmbecken vor uns liegen. Zwar warm genug zum Schwimmen lädt die Wassertemperatur leider nicht zu ausgiebigem Planschen ein. Ins Wasser gehen wir trotzdem und unser knapp 2,5-jähriger Sohn Niklas lässt es sich natürlich nicht nehmen mitzukommen. Unsere Sachen legen wir schneegeschützt in den verfallenen Umkleideräumen ab und dann gehts ab ins warme Nass. Nach einer Weile wird es dann doch kühl und wir wärmen uns bei einer ausgiebigen Pause in den Umkleiden auf, bevor wir den Rückweg antreten.
Als wir den Schutz des Tals verlassen trifft uns ein kalter, schneidender Wind, der uns harte Schneeflocken ins Gesicht treibt. Die letzten 200 Meter zum Auto werden zu einer Tortur, besonders für Niklas, den wir vor dem Wind nur notdürftig schützen können. Während er dann im Auto seinen Mittagschlaf hält fahren wir zum Strand bei Vik weiter. Immer wieder bricht die Sonne zwischen dramatischen Wolkengebilden hervor und die Lichtstimmung ist geradezu unwirklich. Vorsichtig arbeiten wir uns auf der kleinen und vereisten Straße vor. Bei tosendem Wind und donnernden Wogen haben wir den winterlichen Strand ganz für uns alleine.
Nach unser Rückkehr erreicht am späteren Nachmittag der Wind wieder Sturmstärke und wir setzen keinen Fuß mehr vor die Tür. Während die Hütte wieder unter den Sturmböen erzittert genießen wir den Abend im Warmen, schauen mit Niklas Bücher an und spielen mit seiner neuen Holzeisenbahn.